Freundschaftliche Bande wurden mit dem Gegenbesuch in Auneau vertieft.
Über 20 Stunden Busfahrt hat der Güglinger Delegation nichts anhaben und auch die Wiedersehensfreude mit den Menschen in Auneau und Umgebung nicht trüben können.
Am 22. Juni 2007 sind über 70 „Partnerschaftswillige“ mit dem Omnibus, mit Privat-Pkw und sogar mit dem Flieger angereist, um bei der Gegenzeichnung der Partnerschaftsurkunde live dabei zu sein. Das umfassende Programm haben alle gut überstanden und sind auch wohlbehalten am 24. Juni 2007 kurz vor Mitternacht wieder heimgekehrt.
An Herzlichkeit war dieses zweite offizielle Treffen kaum zu überbieten. Die in Güglingen am 28. April 2007 begründete Partnerschaft wurde jetzt auf französischem Boden gegengezeichnet. Somit ist diese Städtehochzeit zwischen Güglingen und der Communauté de Communes de la Beauce Alnéloise (C.C.B.A) – so der Verbund von Städten und Gemeinden rings um Auneau – offiziell und beiderseitig besiegelt. Nach der 12-stündigen Anreise wurden die Güglinger zunächst einmal von Bürgermeister Jacques Waibel und Ludovic Péculier, dem Vorsitzenden des französischen Partnerschaftskomitees, zu einem Abendessen empfangen. Hier war die Tischordnung so gewählt, dass die schon oft erwähnten Sprachbarrieren geschickt umgangen wurden – auf beiden Seiten gibt es mittlerweile genügend Leute, die denjenigen zur Hilfe kommen, die in den Landessprachen noch nicht so sattelfest sind. Hilfreich war auch eine siebenseitige Liste mit Redewendungen, die kleine Hilfen in französischer und deutscher Sprache gaben und bei den Gesprächen rege mit ausgetauscht wurden…
Die Quartierverteilung war auch relativ schnell geregelt und so konnte man sich auf die Dinge konzentrieren, die für Samstag und Sonntag von den Offiziellen der C.C.B.A. vorbereitet waren.
Ehe es am Samstag zur Urkunden-Unterzeichnung ging, wollten die Verantwortlichen in Auneau mit der Einweihung eines gerade fertig gestellten Behinderten-Fahrstuhles am Rathaus auch an die Leute denken, denen Treppensteigen schwer fällt oder gar unmöglich ist.
Dann bewegte sich der Besucherstrom zum großen Platz vor dem Feuerwehr-Gerätehaus.
Dort hatten sich die „Pompiers“ im Carrée aufgestellt, um bei der Flaggenparade den richtigen Rahmen zu bilden.
Die Musikvereine aus Auneau und aus Güglingen hatten beim gemeinsamen und abwechselnden Spielen der Europa- und Nationalhymnen überhaupt keine Sprachbarrieren. Musik verbindet eben nicht nur bei solchen Anlässen.
Ein weiterer kleiner Fußmarsch führte zum nahe gelegenen Kinderhort, der gerade um zwei Räume und einem Aufwand von rund 600.000 Euro vergrößert worden ist. Eine offene, überdachte Aula war dann der Platz für die Urkunden-Unterzeichnung.
Bürgermeister Michel Scicluna stellte den europäischen Gedanken in den Mittelpunkt seiner Ausführungen und hieß die Güglinger Delegation herzlich willkommen. „Wenn man ins Haus will, braucht man einen Schlüssel“ merkte er zu der Verbindung der Partnerstädte an und überreichte einen überdimensionierten „Aufschließer“ als erstes Geschenk.
Der Gastgeber machte deutlich, dass es nicht bei gegenseitigen Besuchen bleiben soll. „Wir wollen uns auf dieses Miteinander vorbereiten, um uns in der Kultur, in der Sprache und im Sport auszutauschen und darüber hinaus Handels- und Industriebeziehungen aufbauen“, nannte Scicluna die Vorstellungen der C.C.B.A.
Bürgermeister Klaus Dieterich unterstützte diese Aussagen. Man habe heute in Auneau erleben dürfen, wie sich die Menschen untereinander verstehen. „Man wird sich weiter begegnen - die Zukunft, die wir erwarten, ist die, die wir uns selbst bereiten“, merkte er abschließend an, ehe man sich zur Urkunden-Unterzeichnung und dem Urkundentausch an den gemeinsamen Tisch setzte.
Als Gastgeschenk brachte das Güglinger Stadtoberhaupt vier steinerne Abbildungen mit, die im römischen Mitras-Tempel gefunden wurden.
Irene Gutbrod als Vorsitzende des Güglinger Partnerschaftsvereins bekräftigte zusammen mit ihrem Kollegen Ludovic Péculier den erklärten Willen, auf allen Gebieten zusammenarbeiten zu wollen.
Im Blick auf die Entfernung zwischen Auneau und Güglingen merkte sie scherzhaft an: „Jetzt wissen wir, warum der TGV und der ICE seit kurzem zwischen Stuttgart und Paris fährt. Wir können zum Mittagessen nach Auneau kommen und zum Abendessen wieder in Güglingen sein“.
Joachim Knecht vom Partnerschaftsverein überreichte dann einen gelb lackierten Wegweiser mit Pfeilrichtung und der Inschrift „Güglingen 659 km“.
Artur Müller vom Musikverein Güglingen hatte für die „Harmonie Auneau“ ein Gastgeschenk in Form eines Notenpaketes für die Jugendarbeit mitgebracht.
Ganz generell muss man sagen: die Musikerinnen und Musiker aus Güglingen haben an beiden Tagen mit ihren Auftritten bei verschiedensten Anlässen einen nachhaltig guten Eindruck hinterlassen und müssen ganz einfach lobend für ihren Einsatz und ihre Spielfreude besonders erwähnt werden.
Beim Stehempfang am exquisiten Buffet haben sich auch gleich die Leute gesucht, die beim Tennis und beim Turnverein das Sagen haben. Adressenaustausch und gegenseitiges „Beschnuppern“ war angesagt mit der Folge, dass man auch hier neue Betätigungsfelder erschließen will.
Am Samstagnachmittag machte die Güglinger Reisegruppe einen Abstecher nach Chartres, ehe man sich am Abend wieder zum Essen und anschließendem St-Jean-Feuer an schon bekannter Stelle in Aunay sous Auneau traf.
Sonntags ging’s dann weiter mit einem Kirchgang in Béville. Hier traf man sich im Wald vor einer Grotte und bereitete sich danach auf das „Vogelscheuchenfest“ in diesem Ort vor.
Die Region „Beauce Alnéloise“ wird nicht umsonst als Kornkammer Frankreichs bezeichnet – und daraus hat sich im Laufe der Jahrzehnte ein Fest zur symbolischen Vertreibung von „Kornfressern“ entwickelt.
Ein Festzug mit Musikern und Radlern zog durch den Ort und wurde spontan von all denen begleitet, die am Straßenrand erst zuschauten und danach die mit Vogelscheuchen skurrilster Art geschmückten Häuser bewunderten.
Das Ganze endete dann in einem wunderschönen alten Park. Dieser wurde offiziell als „Vogelscheuchenpark“ eingeweiht – man findet dort entsprechende Werke von heimischen Künstlern.
Seit dem 23. Juni 2007 ist auch eine eigens gefertigte Vogelscheuche aus Güglingen dort zu sehen – natürlich mit dem Hinweis auf die gerade beurkundete Städtepartnerschaft.
Vor großem Publikum wurde dann noch einmal auf die Bedeutung dieser „Jumelage“ hingewiesen. Man hatte einmal mehr den Eindruck, dass da nicht nur Lobhudeleien ausgetauscht worden sind, sondern auch mit dieser Kunst-Verbindung Möglichkeiten aufgezeigt worden sind, welche weiteren Elemente in die Partnerschaft zwischen Güglingen und der C.C.B.A. eingebracht werden können.
Vor der Heimreise ergriffen die Musiker beider Vereine nochmal ihre Instrumente und beendeten so den offiziellen Gegenbesuch – mit nicht gezählten freundschaftlichen Vierfach-Wangenküsschen…
Die Rückfahrt konnte dann um zwei Stunden schneller bewältigt werden. Es lag nicht am Westwind, sondern an der freien Strecke…